In Schlüchtern betreut unser Team der Medizinischen Klinik II kritisch kranke Patienten auf der interdisziplinär geführten Intensivstation, auf welcher acht Betten zur Verfügung stehen.
Hier werden Patienten mit lebensbedrohlichen inneren Erkrankungen mit den Mitteln der modernen Intensivmedizin und allen gängigen Diagnose- und Therapieverfahren behandelt. Dies umfasst die künstliche Beatmung sowie verschiedene Methoden der Herz- und Kreislauftherapie. Jährlich behandeln wir in Schlüchtern über 400 Patienten.
Die Komplexität der durchgeführten Behandlungen erfordert die ständige Anwesenheit von Ärzten und Pflegekräften mit entsprechender intensivmedizinischer Erfahrung. Darüber hinaus pflegen wir eine enge Zusammenarbeit mit den Kollegen der anderen Abteilungen sowie der Intensivstation in Gelnhausen.
Nähere Informationen: Intensivtherapie
Vorrangiges Ziel unserer Intensivtherapie ist neben einer sorgfältigen Überwachung die Stabilisierung und Wiederherstellung der gestörten Körperfunktionen. Unsere Möglichkeiten zur Überwachung und Therapie werden für jeden dieser Patienten individuell in einem multiprofessionellen Team aus Intensivmedizinern und speziell ausgebildetem Pflegefachpersonal geplant. Mitarbeiter der Physio- und Ergotherapie sowie Logopädie unterstützen uns bei Bedarf.
Zur Routine bei jedem Patienten gehören die bettseitigen Monitore, die kontinuierlich Herzschlag, Blutdruckwerte, Sauerstoffsättigung und Körpertemperatur erfassen, sowie die Infusions- und Spritzenpumpen, die zur exakten Dosierung von Infusionen und Medikamenten erforderlich sind. Ein Blasenkatheter zur Kontrolle der Nierenfunktion ist ebenfalls meist nötig. Ein modernes, IT-gestütztes Patientendatenmanagementsystem mit digitaler Radiologie erleichtert uns die Arbeit.
Wenn die Behandlung dies erfordert, nutzen wir alle gängigen Verfahren der modernen Intensivmedizin zur Überwachung, Diagnose und Therapie: So kann die Überwachung um zusätzliche Geräte erweitert werden, z.B. zur detaillierten Erfassung der Herz-, Kreislauf- oder Gehirnfunktionen. Ein Beatmungsgerät wird von vielen Patienten auf der Intensivstation zur Unterstützung der Atmung bis zur Wiederherstellung aller lebensnotwendigen Funktionen benötigt. Dabei wird häufig über einen »Intubationsschlauch« in der Luftröhre künstlich beatmet. Bis der Schlauch wieder entfernt werden kann, kann der Patient vorübergehend nicht sprechen.
Sollte ein Patient nach einer Operation oder aus sonstigen Gründen vorübergehend nicht essen oder trinken dürfen oder können, gewährleisten wir über eine dünne Ernährungssonde die Zufuhr der Nahrung. Alternativ ist manchmal eine angepasste Ernährung mit allen Nährstoffen, Vitaminen und Spurenelementen über einen Venenkatheter erforderlich.
Patienten, deren Gesundheitszustand sehr kritisch ist oder über einen längeren Zeitraum auf der Intensivstation therapiert werden müssen, erhalten häufig Medikamente zur Angstminderung, gegen Schmerzen und zur Beruhigung (»Analgosedierung«). So erreichen wir, dass unsere Patienten schmerz- und angstfrei die erforderlichen therapeutischen und pflegerischen Maßnahmen gut tolerieren.
Besonderen Wert legen wir auf eine enge Zusammenarbeit mit den Kollegen aller Fachgebiete, die auch bei komplexen, fachübergreifenden Krankheitsbildern eine individuelle und multiprofessionelle Diagnose und aktuelle Therapiekonzepte für unsere Patienten ermöglichen.
Die häufigsten Krankheitsbilder
Kreislaufschock
Viele unserer Patienten leiden unter einer schweren Störung der Kreislauffunktionen. Kommt es dadurch zu einem Sauerstoffmangel und einer Stoffwechselstörung der Gewebe spricht man von einem »Schock«. Ein »echter« Kreislaufschock ist stets ein bedrohliches Krankheitsbild und muss immer auf einer Intensivstation behandelt werden.
Dabei überwachen wir kontinuierlich die Kreislauffunktionen des Patienten. Im Regelfall versucht man die Situation durch spezielle Medikamente (meist sogenannte »Katecholamine«), kontrollierten Flüssigkeitsgaben oder durch andere intensivmedizinische Maßnahmen zu stabilisieren.
Sepsis
Eine Sepsis liegt vor, wenn bei einer Infektionskrankheit bedrohliche Entzündungsreaktionen im gesamten Körper auftreten. Infektionskrankheiten werden durch krankmachende Mikroorganismen (oft Bakterien) verursacht. Diese dringen entweder in den Körper ein und vermehren sich dort oder es handelt sich um Keime, welche wir ohnehin in uns tragen, die aber von ungefährlichen Körperregionen zu Stellen wandern, die keimfrei sein sollten.
Im Volksmund wird das Krankheitsbild häufig mit dem Begriff »Blutvergiftung« gleichgesetzt. Die Häufigkeit und die Bedeutung septischer Erkrankungen wird meist unterschätzt. In Deutschland erkranken jährlich über 150.000 Manschen an einer Sepsis. Patienten mit einer schweren Sepsis müssen auf einer Intensivstation behandelt werden. Etwa jeder dritte Patient, den die Medizinische Klinik II auf der Intensivstation behandelt, ist an einer schweren Sepsis erkrankt.
Lungenversagen
Viele unserer Patienten leiden unter akuten oder chronischen Lungenerkrankungen, die so schwer sind, dass der Körper entweder nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden kann oder die zu einer schweren Störung der Kohlendioxidabgabe des Patienten führen. In diesen Fällen muss die Zeit, bis sich die Lungenerkrankung durch geeignete Maßnahmen bessert, in der Regel durch eine künstliche Beatmung überbrückt werden. Im Verlauf der Behandlung übernimmt der Patient das Atmen wieder schrittweise selbst.
Nach längeren Beatmungsphasen ist es oft sinnvoll, dem Patienten die Atmung durch einen Luftröhrenschnitt (»Tracheotomie«) zu erleichtern. Häufiger müssen die Patienten nach längerer maschineller Beatmung vom Beatmungsgerät »abtrainiert« werden. In wenigen Fällen muss die Beatmungsbehandlung auch außerhalb der Intensivstation fortgeführt werden.