Auf den Tischen liegen Bohrer, Schrauben und allerlei weiteren Utensilien, am Tisch eingespannt finden sich künstliche Knochen. Wer dieses Szenario betrachtet, erkennt: Heute wird es handwerklich. Die Ausstattung gehört zum sogenannten Osteosynthese-Workshop, der innerhalb der Klinik für Unfall-, Gelenk- und Wirbelsäulenchirurgie an den Main-Kinzig-Kliniken Gelnhausen, unterstützt durch die Firma Depuy Synthes, organisiert wurde.
Mit Begeisterung und Lernfreude gehen 12 Menschen sogleich an die Arbeit. Es sind Assistenzärztinnen und -ärzte der Unfallchirurgie sowie Pflegefachkräfte aus dem OP. Angeleitet durch drei Oberärzte und einen Mitarbeiter der Herstellerfirma üben sie, verschiedene Brüche zu versorgen. „Durch die Behandlung von sowohl einfachen als auch komplexeren Frakturen an drei Stationen können die Teilnehmenden verschiedene Osteosynthese-Techniken kennenlernen“, so Oberarzt Dr. Artur Medwedowsky, der die Fortbildung organisiert hat.
Osteosynthese bedeute Knochenverbindung, erläutert der Oberarzt: „Ist ein Knochen gebrochen, werden die Bruchstücke während einer Operation mit Schrauben, Platten, Nägeln oder Drähten verbunden.“ Der so zusammengehaltene Knochen könne wieder stabil zusammenwachsen, sodass Patienten weniger Schmerzen haben und den Knochen meist schon bald wieder belasten können.
Die Eingriffe erfolgen normalerweise minimal-invasiv, d. h. die Implantate werden über kleinste Einschnitte am Knochen befestigt. Im Workshop ist es für die Teilnehmenden etwas übersichtlicher, da das Bohren und Schrauben am offenen Kunstknochen stattfindet. „Das ist eine gute Gelegenheit, alle Implantate selbstständig in die Hand zu nehmen, um besser zu verstehen, wie dieses System funktioniert und es während der Operation leichter zu bedienen“, so der teilnehmende Assistenzarzt Kasparas Krasauskas.
Dr. Medwedowsky ist es ein Anliegen, Fortbildungen wie diese regelmäßig zu realisieren, auch in Pandemiezeiten: „Das gemeinsame Lernerlebnis ist für alle eine willkommene Abwechslung im Klinikalltag. Zudem schaffen wir mit solchen Angeboten die Basis für eine verbesserte Patientenversorgung.“ Seit Februar dieses Jahres hat die Gelnhäuser Klinik die Weiterbildungsermächtigung für spezielle Unfallchirurgie für 12 Monate inne. Die Osteosynthese-Fortbildung findet insgesamt vier Mal statt, damit alle Nachwuchskräfte die Möglichkeit haben, verschiedene Operationsmethoden kennenzulernen.