„Hinter uns liegt ein Jahr, das von vielen Herausforderungen, aber auch vielen zukunftsweisenden Entwicklungen geprägt war“, so Landrat Thorsten Stolz, Aufsichtsratsvorsitzender der Main-Kinzig-Kliniken. Mit Blick auf den Erweiterungsbau in Gelnhausen sagte er: „Die neue Fassade gibt unserer Strategie ‚Gesunde Kliniken 2020' ein Gesicht.“ Im Hinblick auf Patientenzahlen und Umsatz entwickeln sich die Kliniken weiterhin erfreulich: Rund 33.300 stationäre Patienten vertrauten sich im Geschäftsjahr 2018 den Mitarbeitern in den Krankenhäusern Gelnhausen und Schlüchtern an, im ambulanten Bereich waren etwa 48.500 Patienten zu verzeichnen. Die Erlöse aus Krankenhausleistungen sind um rund vier Prozent gestiegen, auch der Gesamtumsatz stieg erneut um rund drei Prozent auf nun 144 Mio. Euro an. Mit 1.705 Geburten ist das Krankenhaus Gelnhausen derzeit die achtgrößte Geburtsklinik in Hessen. Und auch die Zahl der Mitarbeiter stieg auf 2.300, davon allein 200 Auszubildende.
„Diesen positiven Zahlen steht ein Jahresergebnis gegenüber, das die Herausforderungen des Jahres 2018 widerspiegelt“, erklärte Stolz: Das Geschäftsjahr 2018 wurde mit einem Minus in Höhe von 159.000 Euro abgeschlossen, nachdem die kreiseigenen Kliniken vom Träger einen Zuschuss in Höhe von 3,1 Mio. Euro erhielten. Als Gründe für das Defizit seien insbesondere gestiegene Personalaufwendungen anzusehen: Tariferhöhungen, mehr Mitarbeiter in der Pflege – davon auch kostenintensive Zeitarbeitskräfte, deren Einsatz inzwischen jedoch weitgehend beendet sei. Hinzu kam, dass der Pflegezuschlag durch die Krankenkassen nur teilweise anerkannt wurde. „Der Fehlbetrag ist überwiegend auf externe, einmalige Effekte zurückzuführen“, führte der Landrat aus. Aufgrund der niedrigen Eigenkapitalquote sah sich der Kreis als Eigentümer in der Pflicht. Die Beschlussfassung zum Zuschuss erfolgte im Kreistag einstimmig, wofür sich Stolz nochmals ausdrücklich bei allen Fraktionen bedankte. „Wir stehen vollumfänglich hinter unseren Kliniken und dem eingeschlagenen Weg, die Krankenhäuser in Gelnhausen und Schlüchtern fit für die Zukunft zu machen. Investitionen sind dringend notwendige Schritte, um die medizinische und pflegerische Versorgungsqualität auf lange Sicht zu erhalten und auszubauen. Das ist ein Generationenthema.“ Daher sei man sich auf Seiten des Eigentümers darüber bewusst, dass es aufgrund der schwierigen Rahmenbedingungen weiterhin gemeinsamer Anstrengungen bedarf, die Kliniken finanziell sicher aufzustellen. Die Strategie „Gesunde Kliniken 2020“ wurde somit um eine weitere Säule ergänzt, die die Herausforderungen rund um die Eigenkapitalstruktur in den Fokus rückt, so Stolz. Die zwei anderen strategischen Säulen stellen die Themen „Zukunftsinvestitionen“ sowie „Gewinnung und Bindung qualifizierter Fachkräfte“ dar – zwei Bereiche, die das Geschäftsjahr der Kliniken ebenfalls entscheidend geprägt haben.
Nachhaltige Zukunftsinvestitionen
„Bei den Baumaßnahmen konnten erhebliche Fortschritte erzielt werden“, machte der Landrat deutlich: In Gelnhausen wurde das Richtfest des Erweiterungsbaus gefeiert. In Schlüchtern konnte der Anbau bereits vollumfänglich in Betrieb genommen werden, inklusive der neuen Palliativstation sowie der erweiterten Medizinischen Klinik. Das gleiche gilt für die neu geschaffenen Mitarbeiter-Wohnmöglichkeiten in Gelnhausen und Schlüchtern. „Unsere Maßnahmen tragen dazu bei, die Kliniken nachhaltig zu stärken und konsequent anhand der Patientenbedürfnisse und des aktuellen Stands der Technik auszurichten“, so Stolz. So wurden auf der Palliativstation in Schlüchtern seit Bestehen bereits mehr als 100 Patienten betreut, und als wichtige Versorgungsmöglichkeit schwerkranker Menschen genieße die neue Station bereits heute hohe Wertschätzung und großes Ansehen in der Region.
Als weiteres Beispiel nannte er die Anschaffung des DaVinci-Robotersystems, das bisher vornehmlich für urologische Operationen eingesetzt wird. Etwa 50 Patienten wurden bereits robotergestützt operiert, insbesondere im Bereich Niere und Prostata – die Erfahrungen und Patientenrückmeldungen seien äußerst positiv. Daher komme das System nun zusätzlich auch in der Viszeralchirurgie zur Anwendung – dem Bereich des neuen Chefarztes Prof. Dr. Andrej Khandoga, der im April dieses Jahres die Leitung der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie sowie des Darmzentrums übernommen hat. „Wir freuen uns, für den Standort Gelnhausen einen weiteren exzellenten Mediziner gewonnen zu haben, der gemeinsam mit dem Klinikteam den hohen Qualitätsstandard aufrechterhalten und stärken wird“, erklärte der Landrat gemeinsam mit Geschäftsführer Dieter Bartsch.
Beide sind sich sicher, dass die Kliniken trotz des nicht zufriedenstellenden Jahresergebnisses mit ihren Leistungen, der Angebotsstruktur und der erbrachten Qualität gut aufgestellt sind. Dies zeigen auch die weiterhin hohen Patientenzufriedenheitswerte in beiden Häusern: 87 Prozent der Patienten würden die Gelnhäuser Kliniken weiterempfehlen, in Schlüchtern tun dies sogar 91 Prozent. Das sei der Verdienst jedes einzelnen Mitarbeiters: „Trotz schwieriger Rahmenbedingungen und anstrengender Bauprojekte leisten die Mitarbeiter tagtäglich Enormes in der Versorgung der Patienten – dafür herzlichen Dank.“
Gewinnung und Bindung qualifizierter Fachkräfte
Mit mehr als 2.300 Mitarbeitern, etwa 150 mehr als im Vorjahr, sind die Kliniken einer der größten Arbeitgeber der Region. „Vor dem Hintergrund der Arbeitsmarktsituation ist die Positionierung als attraktiver Arbeitgeber für uns einer der wichtigsten Schwerpunkte“, hob Stolz hervor. Dies gelte insbesondere für den Bereich der Pflege. Im Vergleich zum Vorjahr wurden rund 10 Prozent mehr Pflegekräfte eingestellt, die Zufriedenheit der Patienten mit der Pflege ist hoch (Gelnhausen 89 Prozent, Schlüchtern 92 Prozent). Damit dies so bleibt, wurden umfangreiche Maßnahmen ergriffen: mehr Ausbildungsplätze, neue Ausbildungsgänge, aber auch die Beschäftigung von qualifizierten Arbeitskräften aus dem Ausland: Aktuell sind rund 55 Pflegefachkräfte aus Serbien in den Kliniken tätig, etwa 37 weitere werden in Kürze folgen. „Ob die Maßnahmen der Politik, wie das neue Pflegestärkungsgesetz, zu den gewünschten Verbesserungen führen, wird abzuwarten sein“, waren sich Stolz und Bartsch einig.
Ausblick
Auch in den nächsten Monaten wird sich in Gelnhausen und Schlüchtern Vieles tun: Bereits im August wird die Geriatrie in Schlüchtern um zehn Betten erweitert. In Gelnhausen startet zeitgleich die bauliche Erweiterung der Kinderintensivstation. Im kommenden Jahr erfolgt dann der Bau des Mitarbeiter-Parkhauses in Gelnhausen. „Ansonsten wird das Jahr 2020 insbesondere von der Inbetriebnahme des Erweiterungsbaus in Gelnhausen geprägt sein“, so der Landrat. Die erweiterte zentrale Notaufnahme werde voraussichtlich ab April 2020 ihren Betrieb aufnehmen, ebenso die zwei neuen Bettenstationen. Die neue Intensivstation werde dann Anfang 2021 folgen.
„Wir bewegen uns aktuell innerhalb des Wirtschaftsplans und streben für das laufende Geschäftsjahr ein ausgeglichenes Jahresergebnis an“, zeigten sich Stolz und Bartsch gemeinsam zuversichtlich. Bereits zur Mitte des Jahres wurden erneut 500 Patienten mehr versorgt als im Vergleichszeitraum des Vorjahres: „Wir sind stolz darauf, dass uns die Menschen ihr Vertrauen schenken. Es bestätigt uns darin, dass unser Zukunftskonzept richtig und nachhaltig sinnvoll ist.“
Unser Bild zeigt:
Thorsten Stolz, Landrat des Main-Kinzig-Kreises und Aufsichtsratsvorsitzender der Main-Kinzig-Kliniken; Dieter Bartsch, Geschäftsführer der Main-Kinzig-Kliniken.