Ein kurioses Vorkommnis ereignete sich kürzlich in der Geburtsklinik der Gelnhäuser Main-Kinzig-Kliniken. Die zwei Schwestern Stefanie und Marina Reck aus Birstein bekamen dort nahezu zeitgleich ihren Nachwuchs. Die frischgebackenen Mütter sagen lachend: „Wir waren zwar beide schon seit Wochen in Gelnhausen zur Geburt angemeldet, aber auf ein gemeinsames Datum haben wir uns nicht verständigt.“
Scheinbar wollten die drei Babys dennoch gemeinsam ins Leben starten. Dies verlief von Beginn an ungewöhnlich, denn: „Damals haben wir beim Frauenarzt durch einen Zufall erfahren, dass wir gleichzeitig schwanger sind“, erzählt die 37jährige Stefanie Reck. Jedoch wurden für die Babys ganz unterschiedliche Entbindungstermine, nämlich Mitte Februar und Mitte März, vorausgesagt. Die kleine Aria, Tochter von Stefanie Reck, wurde dann bereits am frühen Morgen des 2. Februar geboren – zehn Tage vor dem errechneten Geburtstermin. Noch weitaus eiliger hatten es Matthey Chayton und Nathaniel Kyle, die Zwillingsjungen von Marina Reck. Sie erblickten am Abend des 30. Januar das Licht der Welt – sieben Wochen vor dem errechneten Geburtstermin. „Ich habe damit gerechnet, dass sie früher kommen, aber so früh dann doch nicht“, so die 31-Jährige schmunzelnd.
Stefanie Reck hingegen staunte nicht schlecht, als ihr auf dem Weg in den Kreissaal plötzlich ihre Schwester begegnete, die zwei Tage zuvor selbst frisch entbunden hatte. „Genau in dem Moment, als ich zufällig im Eingangsbereich der Klinik stand, kam sie mir mit Wehen entgegen“, so Marina Reck, die ihre Schwester dann kurzerhand bis zum Kreißsaal begleitete. Anschließend freuten sich die Schwestern, dass ihrem Wunsch entsprochen werden konnte, gemeinsam in einem Patientenzimmer auf der neu renovierten Geburtsstation zu liegen. Mit dabei: die kleine Aria, die im Schnelltempo gesund und munter auf die Welt kam.
Auch die Zwillinge hatten die frühe Geburt gut überstanden, wurden jedoch von Beginn an auf der dem Kreissaal unmittelbar benachbarten Neonatologischen Intensivstation versorgt. Sie wogen bei der Geburt nur 1.560 und 1.360 Gramm – also gemeinsam weniger als Aria, die allein 3.330 Gramm auf die Waage brachte. Die räumliche Nähe zwischen Kreißsaal, Intensiv- und Geburtsstation sorgte dafür, dass die Zwillinge von Beginn an in optimaler ärztlicher und pflegerischer Behandlung waren, in direkter Nähe auch ihrer Mutter. „Die Tür-an-Tür-Regelung ermöglicht nicht nur einen engen Wissensaustausch, sondern hat auch den Vorteil, dass wir bei Bedarf sehr schnell reagieren können“, macht PD Dr. Dr. Horst Buxmann, Chefarzt der Kinderklinik, deutlich. So arbeiten Kinder- und Frauenklinik im Perinatalzentrum sehr erfolgreich Hand in Hand.
„Unser Anspruch ist es, ein individuelles Geburtserlebnis zu ermöglichen, welches den Eltern in positiver Erinnerung bleibt – selbstverständlich auch bei Zwillingsgeburten sowie Entbindungen, die einer intensiveren Betreuung bedürfen“, erläutert Dr. Elke Schulmeyer, Chefärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe. Sie leitet gemeinsam mit Dr. Buxmann das Perinatalzentrum Level 2 der Klinik in Gelnhausen: „Hier werden Frühgeborene, die ab 29 vollendeten Schwangerschaftswochen geboren werden bzw. ein geschätztes Geburtsgewicht von 1.250 Gramm aufweisen, durch ein interdisziplinäres Team professionell und fürsorglich betreut“, so die Chefärztin. In Gelnhausen kamen im letzten Jahr insgesamt 1.547 Babys auf die Welt, davon 34 Kinder als Zwillingspärchen.
Marina Reck ist stolz auf ihre „tapferen zwei Jungs“, die nun noch einige Wochen zur Unterstützung in der Klinik bleiben – und zwar bis sie ausreichend selbständig trinken, ihre Körpertemperatur alleine halten können und so stabile Vitalparameter zeigen, dass sie ins häusliche Umfeld gebracht werden können. Aria und ihre Mutter hingegen wurden bereits gesund nach Hause entlassen. Alle Kinder werden im gemeinsamen Wohnort Birstein schon sehnsüchtig von jeweils einem weiteren größeren Geschwisterkind erwartet. Auch Stefanie und Marina Reck freuen sich: „In weniger als einer Woche haben wir unsere Mutter zur fünffachen Oma gemacht.“